Der Kratombaum, auch roter Sentolbaum genannt, zählt zur Gattung der Mitragyna und zur Familie der Rötegewächse. Sein natürliches Vorkommen konzentriert sich auf Thailand, den Norden Malaysias, in Indonesien und Neuguinea. Speziell in Indonesien wird der Baum auch für kommerzielle Zwecke angebaut. Abgesehen hat man es dabei auf die Blätter des Kratombaumes, welche man frisch oder getrocknet konsumieren kann.
Die Blätter des Kratombaumes haben eine Jahrtausende alte Geschichte
Die Blätter des Kratombaumes sind im südostasiatischen Raum seit Jahrhunderten Bestandteil der traditionellen Volksmedizin. Immer öfter stößt man auch hierzulande auf Kratom, oft im Kontext von Heilpflanzen und der Verwendung als Genuss- oder Rauschmittel. Doch welche Wirkung verspricht Kratom und was ist der pharmazeutische Nutzen der Pflanze?
Schriftliche Überlieferungen über die Verwendung von Kratom als Genuss- oder Heilmittel existieren allerdings erst ab dem 19. Jahrhundert, obwohl als niederländische Kaufleute vermutlich schon im 17. Jahrhundert Kenntnis von der Pflanze hatten. Fest steht, erstmalig erwähnte man Mitragyna speciosa, so die botanische Bezeichnung, im Jahr 1839. Es war der niederländische Botaniker Pieter Willem Korthals, der den Kratombaum für Europa entdeckte. Er beschrieb den Baum und seine bei den Einheimischen so beliebten Blätter während einer Expeditionsreise.
Erst einige Jahre später, 1859, verstand man dann noch einige Zusammenhänge mehr. Insbesondere erkannte man erst jetzt, dass die Wirkung der Blätter offenbar schon bekannt war in Südostasien. Die von Ureinwohnern traditionell gekauten Blätter hatten nur viele verschieden Namen. Mambog, Biak, Puri, Kedomba, Ketum oder eben Kratom waren seit Jahrtausenden in unterschiedlichen Regionen bekannt.
Traditionelle Verwendung
In Südostasien ist Kratom wahrscheinlich schon seit tausenden von Jahren fester Bestandteil der traditionellen Kultur. Auch in anderen Kulturen ist der Konsum weit verbreitet. In Thailand beispielsweise werden die Blätter überwiegend von Arbeitern gekau. Sie machten sich wahrscheinlich die aufputschende Wirkung der Blätter bei der Verrichtung harter Arbeit zu Nutze. Auch eine stimmungsaufhellende Wirkung der Blätter war bekannt. Allgemein heißt es, dass Kratom in niedrigen Dosen stimulierende Wirkungen hat, wie man es beispielsweise von Koffein kennt. Weiterhin finden die Blätter des Kratombaumes Verwendung als Mittel gegen Durchfall, als Darmentwurmungsmittel, zur Unterdrückung von Husten oder auch als Wundwickel.
In hohen Dosen hingegen stellt sich nach Berichten vieler eine sedierende bis stark narkotisierende Wirkung ein. Das führte dazu, dass die Blätter des Kratombaumes in der traditionellen Volksmedizin auch als Opiumersatz Verwendung fanden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Kratom als Alternative zu Opium auch von westlichen Wissenschaftlern bestätigt. Zudem konnten damals auch positive Ergebnisse bei der Behandlung von Kokain und Heroinabhängigen berichtet werden.
Ansätze in der westlichen Medizin
Auch in der westlichen Welt wird Kratom zunehmend bekannter. So werden beispielsweise in Australien Patienten im Zuge einer Methadon-Entgiftung mit Kratom behandelt. Nachgewiesen ist auch eine medizinische Wirkung im Rahmen von Behandlungen chronischer Schmerzen oder Verdauungsbeschwerden.
Da Kratom in Deutschland nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, wird Kratom heute auch als Genussmittel angeboten. Zwar sind die Blätter nicht in Apotheken erhältlich, lassen sich aber zum Beispiel in einem Kratom Shop über das Internet ordern. Im Gegensatz zu medizinischen Anwendungen, die in kontrollierten Umgebungen unter ärztlicher Beobachtung stattfinden, ist der Konsum von Kratom als Freizeitdroge allerdings umstritten. Insbesondere wird auf mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten hingewiesen.
Fazit
Wirkstoffe, die in der westlichen Medizin Verwendung finden, werden in vielen Fällen aus traditionellen Heilpflanzen oder Kräutern gewonnen. Der Kratombaum bzw. seine Blätter sind nur eines von vielen Beispielen. Es bleibt abzuwarten, welche Erkenntnisse zukünftige Studien über Anwendungsmöglichkeiten der Blätter des Kratombaumes zutage bringen werden.
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